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Termine

Im Folgenden finden Sie eine Auswahl an Terminen des Beauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler Dr. Jens Baumann.

2024

Am 15. Mai fand in der Vertretung des Freistaates Sachsen beim Bund der Themenabend »Flucht, Vertreibung und Beheimatung im Spiegel der Zeit« statt. Eingeladen hatten der Leiter der Landesvertretung Conrad Clemens und Frank Hirche von der Stiftung Erinnerung, Begegnung, Integration. Unser Vorhaben »Transferraum Heimat« stieß auf sehr positive Resonanz. Bewegend war ein kleiner Film, in dem drei Frauen aus dem Irak zu Wort kamen, die inzwischen in Leipzig ihre neue Heimat gefunden haben. Den Film zeigen wir auch im Transferraum an der Themeninsel Demokratie und Menschenrechte. Beheimatung, das wurde in den Grußworten und der Podiumsdiskussion deutlich, ist ein zeitloses und zugleich hochaktuelles Thema. Es kommt immer darauf an, Beheimatung zu ermöglichen. Rund 180 Gäste zeugen auch von einem großen öffentlichen Interesse! Herzlichen Dank dafür.

Mit der Einrichtung eines Fachbeirats setzt das Staatsministerium ein wichtiges Vorhaben zur Förderung von Sprache, Kultur und Rechten der Vertriebenen und Spätaussiedler aus dem Koalitionsvertrag um. Dem Beirat unter der Leitung von Dr. Jens Baumann gehören neben Vertretern von Verbänden, Kirchen und Kommunen auch Wissenschaftler an. Die konstituierende Sitzung fand am Mittwoch im Beisein von Staatsminister Armin Schuster statt.

Am 3. Mai eröffneten Oberbürgermeister Torsten Ruban-Zeh, Frank Hirche und ich die Ausstellung »Stillgeschwiegen: Die Vertriebenen in der SBZ und DDR« im schönen Lichthof des Rathauses der Großen Kreisstadt Hoyerswerda. Nach Berlin ist dies der zweite Ausstellungsort überhaupt. Die Ausstellung eignet sich auch als Ergänzung für den Unterricht und lässt Bezüge des Umgangs mit Flucht, Vertreibung und Beheimatung früher und heute herstellen. Sie ist bis zum 2. Juli zu den Rathausöffnungszeiten zu besichtigen. Sie ergänzt zudem die Aufarbeitung von Heimatverlust, Neuanfang und Möglichkeiten der Beheimatung heute des Transferraums Heimat in Knappenrode (Eröffnung am 8. Juni). Besucher sind hier wie dort herzlich willkommen.

Die Ausstellung im Transferraum Heimat spricht sich rum… Heute am 30. April besuchte die Direktorin des Zeitgeschichtlichen Forums Leipzig, Dr. Uta Bretschneider, Knappenrode. Wir hatten einen interessanten und anregenden Rundgang; immer wieder spricht die Verbindung von Flucht und Vertreibung früher und heute an; ich denke, dass wir mit dieser Themenweitung die Schulen gut erreichen können, dies war auch ihr Eindruck. Im Anschluss fuhren wir noch an den Geierswalder See und ich konnte kurz die Geschichte der Seabreeze erläutern und auf die Schülerfahrten, die wir zum Transferraum Heimat und an den See fördern können, verweisen.

Neben Aktenarbeit, Bescheiden usw. umfasst der Tag auch manchmal schöne Termine, heute beim Chef der Staatskanzlei: Staatsminister Oliver Schenk, der sich über die Anliegen und Arbeit der Vertrieben und Spätaussiedler umfangreich informierte. Neben der Minderheitentagung in Budapest und der Unterstützung von Minderheiten sowie der Situation der Spätaussiedler im Freistaat berichtete ich auch zur bevorstehenden Eröffnung des Transferraums Heimat wie auch zur Situation der Kriegsgräberfürsorge in Sachsen. Hauptpunkt war jedoch die Preisverleihung am 24. Mai in Hoyerswerda zum trinationalen Schülerwettbewerb Gewissen und Widerstand, wo Herr Staatsminister Oliver Schenk persönlich die Preise überreichen und mit den Schülern ins Gespräch zu dem weitgespannten Thema (wir haben Einreichungen zu Fragen des Attentats vom 20. Juli, der Solidarnosc-Bewegung oder zum 17. Juni 1953) kommen wird. So ein Termin regt immer wieder zu weiteren Ideen an, die Arbeit macht Spaß. Zuvor hatte ich mich mit Albina Nazarenus-Vetter getroffen, um gemeinsam aus der Perspektive von Hessen und Sachsen zu überlegen, welche Integrationsmassnahmen für die nicht kleine Gruppe der Spätaussiedler wichtig sind, sozusagen Lernen aus den Erfahrungen des anderen. Am späten Nachmittag schaute ich mir dann gemeinsam mit dem Regionalverband der Vertrieben und Spätaussiedler Chemnitz/Westsachsen eine verbesserte Büromöglichkeit an, um eine gemeinsame Begegnungsstätte der Vertriebenen/Spätaussiedler mit einem/r Migrationsberater/in in Chemnitz ggf zu fördern und zu betreiben.

Einige Jahre mussten vergehen, bevor es nun soweit war: die Seabreeze hat wieder nach dem Umbau am Geierswalder See einen eigenen festen Liegeplatz und konnte nun gekrant werden. Damit sind wieder Schülerfahrten möglich, die ich schon ehemals unterstützen konnte. Gespräche mit Zeitzeugen, die in der Hoyerswerdaer Region noch leben, das sich gegenwärtig im Ausbau befindliche Informationszentrum mit Ausstellungsstücken und historischen Erläuterungen und eben Ausfahrten nach Absprache sind eine gute Ergänzung zur Bildungsstätte Transferraum Heimat und ein ganz besonderes ja einmaliges Angebot, weit über die Lausitz hinaus. Viele Hände waren gefragt und der Aufwand bei einem solch historischen Schiff ist schon gross, doch unter Leitung des Eigners Dirk Rolka machte das Auftakeln Spaß. Allzeit eine handbreit Wasser unterm Kiel wünsche ich.

Zum 79. Jahrestag der Begegnung amerikanischer und sowjetischer Soldaten an der Elbe nahm ich heute als Koordinator für Fragen der Kriegsgräber und Gedenkkultur im Freistaat Sachsen teil. Bewegend war die Teilnahme einer Familie aus Luxemburg, wo der Opa als Soldat damals in Torgau gefangen war. Die Erinnerung an diesen Tag, der das Ende des Krieges unmittelbar ankündigte, und die bald darauf folgende bedingungslose Kapitulation, die Erinnerung und Diskussion an Ursachen, an Opfer und nicht zuletzt an die sich damit ergebende neue Chance für die Deutschen, die sie verwirklicht haben, ist wichtig. Veranstaltung, Publikum wie auch die Redner waren für meinen Geschmack doch sehr disparat. Gedenkformate bedürfen einer durchaus steten Selbsthinterfragung, denn wir wollen ja die breite Bevölkerung erreichen, etwas auslösen in uns. Und auch der Zeitgeist hat seine Stolperstellen. Ich denke nach solchen Veranstaltungen immer mal wieder darüber nach, ob wir wirklich erwarten können, dass man aus der Geschichte ziel-kausal lernen kann - denn dann sind wir permanent enttäuscht; insbesondere dann, wenn viele Vergleichen mit Gleichsetzen verwechseln und das Vergleichen lieber deshalb verbieten wollen. Es geht um Erkundung und Erforschung sowie die Berücksichtigung aller Einflüsse (Naturereignisse Zeit Gesellschaftsentwicklung Persönlichkeiten usw), die zu einer jeweils ganz spezifischen Konstellation beitrugen. Wir gewinnen damit Denk- und Handlungsangebote für unsere Gegenwart und Zukunft, die ganz vielschichtig sind und unterschiedliche Möglichkeiten bieten, die sich ergänzen können oder auch ausschließen mögen und nicht per se falsch oder richtig sind. Was wir heute richtigerweise tun, könnte vor einhundert Jahren komplett falsch gewesen sein. Auch wir haben ja erst die letzten Jahre wieder lernen müssen, dass „nie wieder Krieg“ eine Verteidigungsfähigkeit verlangt und es Situationen gibt, wo Bundeswehreinsätze notwendig sind. Und was Europäer aus der Geschichte lernen, mag für Südamerikaner völlig irrelevant sein. Ich will damit sagen, dass wir uns mit unseren Erwartungen und endgültigen Deutungen von Bildern (zB Handschlag) nicht selbst auf einen Irrweg bringen dürfen und vor allem, dass wir nicht in bloßen Ritualen erstarren dürfen, was keinesfalls gegen Rituale an sich spricht.

Am 18. April tauschte ich mich mit Julia Herb, Vorsitzende der Landsmannschaft der Deutschen aus Russland Ortsgruppe Dresden, im Büro des Regionalverbandes Dresden/Ostsachsen aus. Hier wird viel ehrenamtliche Arbeit engagiert geleistet … jede Woche Veranstaltungen, Hilfe und Dolmetscherleistungen bei Eingliederungsmaßnahmen uvam. Diese Arbeit verdient Beachtung, sehen wir doch meistens das Kleinere gar nicht – ohne dem aber das Große und Ganze nicht funktionieren würde. Ich bedankte mich mit einer Flasche Sekt für die gute Zusammenarbeit und übergab die Förderbescheide für dieses Jahr.

Grenz- und zeitüberschreitende Minderheitenfragen standen im Mittelpunkt einer dreitägigen Veranstaltung (11. bis 13. April), die das Jacob Bleyer Museum mit seiner Direktorin Dr. Katalin Gajdos-Frank in Budaörs im Verbund mit weiteren Partner organisiert hat. Dazu gehören eine Jugendtagung mit Podiumsdiskussion im Jacob Bleyer Museum und eine Fachtagung im ungarischen Parlament, wo ich, spontan gebeten vom Abgeordneten Emmerich Ritter als Vorsitzendem, vor allen 13 Minderheitenvertretungen sprechen durfte. Das war einfach unerwartet und überwältigend und eine große Ehre! Beim Gespräch mit den verschiedenen Minderheitenvertretern im Parlament und dem Staatssekretär für Bildung wurde deutlich, welch wichtigen Stellenwert die einzelnen Volksgruppen innerhalb der ungarischen Gesellschaft haben. Und ganz nebenbei: man nimmt sich Zeit für die Gäste, wir waren willkommen! Eine Diskussionsveranstaltung im deutsch-ungarischen Institut unter Leitung von Bence Bauer eröffnete den ersten Tag. Hier wurde der Aspekt von Vertreibung Integration und Beheimatung in den Fokus genommen - Themen, die Europa auch gerade gegenwärtig bewegen. Ungarn hat 1993 sein Minderheitengesetz verabschiedet, es schützt und fördert 13 ethnische und nationale Minderheiten, wozu natürlich auch die Ungarndeutschen gehören. Viele Ungarndeutsche waren natürlich nach dem 2. WK nach Deutschland ausgewiesen worden, auch im Freistaat Sachsen haben wir entsprechende Gedenktafeln und regionale Treffen noch heute; die Vertriebenen in Sachsen arbeiten mit den Ungarndeutschen wie auch mit anderen (deutschen) Minderheiten eng zusammen und spiegeln deren Geschichte im Transferraum Heimat in Knappenrode. Neben Kultur wird ein besonderer Stellenwert der Bildung, dem Spracherwerb und der politischen Mitwirkung beigemessen. Sehr beeindruckend ist die offene Atmosphäre und die Diskussionskultur, die einen intensiven Gedankenaustausch ermöglichen. Und Ungarn und die Ungarn sind ein so offenes freundliches Land/Menschen; es ist immer wichtig, ein eigenes Bild und Urteil zu haben.

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    Foto der Teilnehmer

    Am Samstag, den 23. März fand in Chemnitz der diesjährige Landesverbandstag der Vertriebenen und Spätaussiedler unter Leitung des Vorsitzenden Frank Hirche statt. Delegierte aus ganz Sachsen vertraten die Mitgliedsverbände. Wichtig waren neben Rechenschaftsbericht, Entlastung Vorstand, moderater Beitragserhöhung (!) usw. der gemeinsame harmonische Austausch und das Arbeitsprogramm - Podiumsgespräch in der Landesvertretung Berlin zu Vertriebenen und Spätaussiedlern in DDR, Verleihung Schülerwettbewerb im Mai, Eröffnung Transferraum Heimat, Verleihung ZukunftErbe-Preis im Juni, Gedenktag in Leipzig, Tagung zum Minderheitschutz, Präsentation komplexer Leistungen durch Schüler, Friedhofssanierungen in Niederschlesien, Betreuung von Migranten, viele regionale Veranstaltungen usw. zeigen ein vielfältiges Bild der Arbeit des Landesverbandes und der Wertschätzung in der Öffentlichkeit. Kultur verbindet, bewegt, bewahrt und schafft auch Raum für neue Begegnungen, was gerade in unserer heutigen Zeit, wo wir immer wieder mit Krieg, Flucht und Vertreibung konfrontiert werden, wichtig ist. Ich informierte über mögliche Unterstützungen; mir liegt die Bildungs- und grenzüberschreitende Arbeit der Verbände sehr am Herzen.

    Bild der Ausstellung »Schlesische Überbleibsel« © Dr. Jens Baumann

    Gemeinsam mit Frank Hirche und Claudia Florian eröffnete der Beauftragter für Vertriebene und Spätaussiedler, Dr. Jens Baumann, am 22. März 2024 im Transferraum Heimat die Sonderausstellung „Schlesische Überbleibsel“, die den Alltag des „Kleinen Mannes“ nachzeichnet und zugleich Erinnerungen an eigene Wanderungen durch Niederschlesien, insbesondere das Riesengebirge, weckt. Liebevoll gestaltet erzählt die Ausstellung von dem, was wichtig war mitgenommen zu werden, vielleicht passt das Wort Habseligkeiten. Und es kommt einem in den Sinn, mit wie wenig man selig sein kann, etwas mit sich trägt und vererbt. Die Sonderausstellung ergänzt und vertieft zur eigentlichen Dauerausstellung den Raum „Schlesien“, gibt einen breiten Eindruck durch Briefe, Skulpturen, Bilder, Keramik, Taufschalen, Abendmahlskelche, Stocknägel, Trachten, Bücher, Skier und vieles mehr. Musikalisch umrahmt von den Vielharmonikern mit dem Gebet aus dem Freischütz von Carl Maria von Weber Goethe Volksliedern fühlten sich etwa 30 Besucher eingetaucht in Erinnerungen und unser schönes Nachbarland und kamen ins Plaudern.

    Informationszentrum Seabreeze

    Gemeinsam mit dem Vorstand der Stiftung Erinnerung Begegnung Integration (Frank Hirche, Claudia Florian und Manfred Hellmund) informierte sich der Beauftragte für Vertriebene und Spätaussiedler über das am Geierswalder See entstehende Informationszentrum Seabreeze. Die Seabreeze ist das letzte erhaltene Tenderboot der am 30. Januar 1945 durch ein russisches Torpedoboot versenkten Wilhelm Gustloff, welche mit rund 10.000 Flüchtlingen (insbesondere tausende Kinder), Verletzten und Marinesoldaten auf dem Weg von Gotenhafen nach Kiel war  –allerdings nicht völkerrechtlich als Evakuierungsschiff angemeldet und gekennzeichnet. Über 9.000 Menschen ertranken in der eisigen Ostsee. Hier am Geierswalder See werden zukünftig Schülerprojekte zu Flucht und Vertreibung im Kontext der menschenverachtenden Politik des Nationalsozialismus angeboten, nach entsprechenden Absprachen und je nach Wetterlage sollen auch wieder Fahrten mit dem erhaltenen Tenderboot (mit Hochseezulassung) möglich sein. Diese Informationsstelle wird mit dem Transferraum Heimat in Knappenrode eine Kooperation eingehen; Infotafeln und die Ausstellungen an jedem Ort sollen sich ergänzen und den Besuchern einen umfassenden Einblick geben.

    Ausstellung »Stillgeschwiegen!« in Berlin

    Diesmal war Dr. Jens Baumann eingeeladen, mit einem Grußwort die Ausstellung »Stillgeschwiegen! – Die Vertriebenen in der SBZ und DDR« des ZgV in Berlin im DDR Museum gemeinsam mit Christoph Wagner, Bernd B. Fabritius und Carsten Schneider, dem Beauftragten der Bundesregierung für Ostdeutschland und Staatsminister, mit zu eröffnen. Weit über 100 Gäste zeigten das breite Interesse an einem in der Öffentlichkeit wenig beachteten Kapitel. Etwa 4,3 Millionen Vertriebene kamen in die Sowjetische Besatzungszone, in Sachsen waren es knapp eine Million Menschen, ein Fünftel bis ein Viertel der Bevölkerung. Verharmlosend und verleumdend war die Bezeichnung, die den Vertriebenen verordnet wurde. Tabu waren die Begriffe „Flüchtling“ oder „Vertriebener“. Doch selbst der Begriff „Umsiedler“ wurde nach 1950 aus dem öffentlichen Sprachgebrauch verbannt. Die Ausstellung gibt anschaulich das Ankommen und Stillschweigen im Kontext zur Entwicklung der „sozialistischen“ Gesellschaft wider, die Abweichler nicht gebrauchen konnte. Sie ist bis zum 20. April 2024 in Berlin zu sehen. Danach, so konnten Frank Hirche und der Beauftragte für Vertrieben und Spätaussiedler gleich mit dem Oberbürgermeister von Hoyerswerda Torsten Ruban-Zeh telefonisch abklären, kommt sie nach Hoyerswerda. Es ist wichtig auch für heutige gesellschaftliche Diskussionen, die Komplexität der Erfahrungen der Vertriebenen in der DDR und Ihr Aufatmen seit 1990 zu verstehen und darüber nachzudenken, wie Tabuisierungen schaden, was Verlust bedeutet aber auch, wieviel Chancen eine neue Heimat bieten kann. Und die Erinnerung zu bewahren!

    Treffen im Transferraum Heimat

    Vormittags traf sich am Samstag im Transferraum Heimat der Stiftungsrat der Stiftung Erinnerung Begegnung Integration und am Nachmittag der Landesvorstand der Vertriebenen und Spätaussiedler. Neben den notwendigen Vereinsformalien wurde insbesondere die Eröffnung des Transferraums am 8. Juni vorbereitet, die Auslobung des ZukunftErbe-Preises sowie der Landesverbandstag. Auch der laufende Schülerwettbewerb zu Gewissen und Widerstand in Diktaturen war Gegenstand (Einreichungen sind bis zum 30. April noch herzlich willkommen).

    Darüber hinaus erhielt Frau Gisela Lossack für ihre Verdienste um den Verband die Goldene Ehrennadel. Anschließend gab es einen kleinen Rundgang durch die entstehende Ausstellung mit den Themeninseln, die für Vertriebene und Flüchtlinge früher und heute wichtig sind, wie Heimat, Eigentum, Bildung, Sprache, Kultur, Demokratie und Menschenrechte.

    Migration und Zuwanderung nach Chemnitz als interkultureller Mehrwert. So lautete die Einladung zur Tagung, die mit zahlreichen Zuhörern an der Universitätsbibliothek in Chemnitz begann. Schon die Einführung und die ersten Vorträge zeigten, dass auch das aktuelle Migrationsgeschehen kein Ergebnis der Flüchtlingskrise ist, sondern in einer langen Kette von Migrationsbewegungen steht. Immer wieder haben Neubürger die Stadt verändert. Exemplarisch der Vortrag zu den böhmischen Glaubensflüchtlingen (Exulanten), die beispielsweise nicht immer das Bürgerrecht anstrebten, aber auch Neugründungen wie die Stadt Johanngeorgenstadt hervorbrachten, worauf selbst heute noch die Schwibbögen mit manchen Figurenkonstellationen verweisen. Der Beauftragte für Vertriebene und Spätaussiedler empfand die Diskussion als sehr angenehm, was eben dann geht, wenn man zuhört, Argumente aufnimmt, Begriffe wie Migration abschichtet und damit den weit mehr als einem Dutzend Begriffsinhalten näher kommt. Migration und von beiden Seiten gewollte und beförderte Integration sind ein Gewinn für alle. Schwierige Situationen gab es stets, aber sie ließen sich meistern. Ein „Eins-zu-Eins-Lernen“ aus der Geschichte gibt es sicherlich nicht, doch die Geschichte bietet die Chance, aus der Vielfalt von Möglichkeiten und Entwicklungslinien eigenes Handeln zu begründen.

    Kranzniederlegung

    Der 13. Februar markiert für die Geschichte der Stadt Dresden eine tiefe Zäsur. Vielleicht eine Teilung in „Davor“ und „Danach“. Zum „Stillen Gedenken“ mit Kranzniederlegung war Dr. Jens Baumann auf dem Dresdner Nordfriedhof. Hier gedenkt jedes Jahr der Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge der Opfer des Luftangriffs vom 13./14. Februar 1945 am Gedenkstein für die Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr. Bei den Angriffen gingen Kulturgüter unschätzbaren Wertes verloren, aber vor allem verloren etwa 25.000-30.000 Einwohner, Einsatzkräfte, Flüchtlinge, Zwangsarbeiter und Häftlinge ihr Leben. Die Diskussion um Opferzahlen ist allerdings fruchtlos und konterkarierte einige Zeit lang ein würdevolles Gedenken und Eingestehen eigener Schuld. Der Militärdekan vollzog diesen Prozess „Erschütterung - Gedenken - Schuld“, der eben auch Zeit braucht, sehr einprägsam an Rudolf Mauersbergers erschütternder Trauermotette »Wie liegt die Stadt so wüst«, komponiert nach der Bombennacht, nach. Die Zerstörung Dresdens hat sich ähnlich wie Coventry oder Hiroshima als Chiffre des Luftkriegs schlechthin in das öffentliche Gedächtnis eingebrannt, auch wenn andere Städte wie zum Beispiel Würzburg prozentual noch stärker betroffen waren. Im Schatten der Tragödien der Weltkriege des 20. Jahrhunderts und danach beweist die Devise des Volksbunds „Versöhnung über den Gräbern“ ihre zeitlos gültige Berechtigung. Daran sollten wir aber auch an vielen anderen Tagen im Jahr denken und entsprechend handeln.

    Jahresempfang der Vertriebenen und Spätaussiedler

    Jahresempfang der Vertriebenen und Spätaussiedler in der Begegnungsstätte Chemnitz – Immer wieder Wurzeln schlagen, Ideen Kultur zum Austreiben und Blühen bringen. Die zahlreichen Grußworte, so waren auch die engagierten CDU-Landtagsabgeordneten Peter W. Patt und Gerald Otto zugegen, sprachen aus, was gar nicht mehr so selbstverständlich ist. Es gehört Mut dazu, die Kultur weiterzutragen und auf bestimmte Werte hinzuweisen wie Fleiß, Zusammenhalt und Respekt im gesellschaftlichen Umgang. Die kulturellen Traditionen zeugen doch von einer Substanz, die uns auch heute noch bereichert. Gerade in unserer so schnelllebigen Zeit, wo vieles gleich wieder untergeht ohne das es richtig da war. Auch das Einbringen in die Gestaltung der Kulturhauptstadt 2025 wurde diskutiert. In solchen Runden erlebt Dr. Jens Baumann immer wieder das Anliegen, wie unsere Gesellschaft noch besser zusammengehalten werden, einer manchmal erlebbaren Vereinzelung weil man nur Seines sieht, entgegengewirkt werden kann. Was wir alle mehr brauchen und vor allem ausstrahlen sollten, auch die Politik, die Medien, Lust auf die Zukunft und durchaus Stolz auf das Geschaffene. Statt Pessimismus lieber Begeisterung.

    Treffen Domowina

    Mit dem Vorsitzenden der Domowina Dawid Statnik und der Geschäftsführerin Judit Šołćina traf sich Dr. Jens Baumann im Haus der Sorben in Bautzen zum Austausch. Unter anderem besprachen sie die diesjährige Förderung der Servicestelle für die Zweisprachigkeit in Hoyerswerda sowie den Mitteleinsatz mit all seinen Rahmenbedingungen in den Kommunen im sorbischen Siedlungsgebiet zur Ermunterung der gleichberechtigten Verwendung der sorbischen Sprache. Hier wird der Beauftragte für Vertriebene und Spätaussiedler in Kürze auch noch auf die Sorbenbeauftragten Halena Jancyna des Landkreises Bautzen und Kati Struck des Landkreises Görlitz zugehen. Auf die 42 Gemeinden ebenso. Ob im Rathaus, im Ortsbild, auf kulturellen Pfaden, in Kindergärten, Sportplätzen oder öffentlichen Verkehrsmitteln, es gibt einen vielfältigen Bedarf. Und in den Gesprächen und Wahrnehmungen stellt Dr. Baumann oft fest, dass der Einsatz des Freistaates - ob SMWKT, SMI oder andere Ressorts - für gelebte Zweisprachigkeit Früchte trägt. Man hört und liest Sorbisch immer öfter. Einige besondere Projekte konnte man mit Kommunen auch schon besprechen, die beispielgebend ausstrahlen werden. Sorbisch? Na klar!

    Zum 1. Februar besuchte der Beauftragte für Vertrieben und Spätaussiedler das Kraszewski Museum Dresden zur Buchvorstellung »Feinde, Fremde, Freunde. Polen und die Deutschen« mit anschließender Diskussion. Der ehemalige Botschafter Rolf Nikel und Prof. Krzysztof Ruchniewicz öffnen aus ihrem großen Erfahrungsschatz und stetem Bemühen zum Miteinander den Blick auf das Gemeinsame, wobei auch Trennendes sein darf. Staatsministerin Katja Meier brachte die spezifisch sächsische Perspektive ein. In den grundlegenden Fragen und Werten gibt es keinen Rabatt. Ein wichtiger Gedanke aus dem Gespräch. Die Veranstaltung ist ein guter Hintergrund für die vielen Projekte, die ich grenzüberschreitend unterstütze.

    Infomobil Transferraum Heimat

    Der Transferraum Heimat hat nun auch ein eigenes Infomobil, womit landesweit Bildungsangebote, Ausstellungen usw. angeboten und auch vor Ort gebracht werden können. Ich finde das optisch sehr gelungen, da hat sich das Engagement aller gelohnt. Zudem hatte Dr. Jens Baumann mit Dirk Rolka als Eigentümer des letzten Beibootes der Wilhelm Gustloff einen Vor-Ort-Termin am Geierswalder See, wo neben Schülerfahrten mit dem Beiboot (abhängig natürlich von der Jahreszeit) auch ein Informationszentrum als Außenstelle des Transferraum Heimat entsteht. Man sprach über die Verkleidung des Objektes, so dass abschließend ein Schiffsbug entsteht. Im „Schiffsinneren“ wird es eine Ausstellung und Zeitzeugenerinnerungen geben. 

    Seit 1996 ist der 27. Januar in Deutschland ein bundesweiter gesetzlich verankerter Gedenktag an die Opfer des Nationalsozialismus. Zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust wurde der 27. Januar von den Vereinten Nationen im Jahr 2005 erklärt. Am 27. Januar 1945 wurde das Vernichtungslager Auschwitz von der Roten Armee befreit. Was dort durch Nazideutschland, von deutscher Hand geschah, lässt uns noch heute vor Abscheu und Entsetzen erschauern. Im September 2020 führte Dr. Jens Baumann den ehemaligen Stadtpräsidenten von Oswiecim, Janusz Marszałek, durch Auschwitz. Mehr als eine Million Menschen waren allein hier zwischen März 1942 und November 1944 in einem beispiellosen Vernichtungswillen ermordet worden. Der nationalsozialistische Rassenwahn traf Juden, aber auch Sinti und Roma, Homosexuelle, Behinderte, Kriegsgefangene und viele andere. Über den Bereich des Vertriebenen und Spätaussiedlers wurde vom 26. bis 28. Januar 2023 die Tagung »Jüdischer Widerstand gegen den Nationalsozialimus« in Chemnitz gefördert. Nunmehr ist der Tagungsband fast fertig und wird alsbald in der Reihe »Widerstand im Widerstreit« erscheinen. Diese Reihe reflektiert, unter anderem mit dem Blick nach Osten, die Männer und Frauen, die sich entgegen der Mehrheit im Dritten Reich gegen den Nationalsozialismus mit ihrem Leben stellten (und die auch vielfach noch nach 1945 in ihrem aufrichtigen Handeln diskreditiert wurden).

    Gespräch mit Ministerpräsident Kretschmer

    Der Beauftragte für Vertriebene und Spätaussiedler folgte einer Einladung von Ministerpräsident Michael Kretschmer, wo er über aktuelle Entwicklungen im Bereich der Vertriebenen und Spätaussiedler informierte. Insbesondere konnte Dr. Jens Baumann ihn zum Sachstand der außerschulischen Bildungs- und Begegnungsstätte Transferraum Heimat in Knappenrode informieren, wo Fluchterfahrungen wie auch gelingende Integration früher und heute reflektiert werden. Die Eröffnung ist für den 8. Juni 2024 geplant. Die umfangreiche und grenzüberschreitende Verbandsarbeit, die Situation und Unterstützung der Spätaussiedler wie auch der laufende trinationale Schülerwettbewerb »Gewissen und Widerstand in Deutschland, Polen und Tschechien« anlässlich des 80. Jahrestages des Attentats von Stauffenberg waren ebenso Gesprächsgegenstand. So ein Arbeitsgespräch motiviert für die Umsetzung der vielen Aufgaben und gibt zugleich Raum für neue Ideen.

    Jugend musiziert

    Herzlichen Glückwunsch an Maxim Korchmenny zum Ersten Preis bei Jugend musiziert in der Region Zwickau. Nun heißt es natürlich viel Erfolg beim Landeswettbewerb. Es ist toll, welche Talente immer wieder aus dem Kinder- und Jugendensemble der Spätaussiedler in Leipzig, welches der Freistaat Sachsen regelmäßig fördert, erwachsen.

    Gedenktag der Verschleppung und Vertreibung der Ungarndeutschen

    In Ungarn wird am 19. Januar der Gedenktag der Verschleppung und Vertreibung der Ungarndeutschen begangen. Dieser Parlamentsbeschluss ohne Gegenstimme vom Dezember 2012 ist ein bemerkenswerter Beleg und Beitrag zur Aufarbeitung der Geschichte und zur Zusammenarbeit im Interesse eines friedlichen Europas. Auch in Pirna im Freistaat Sachsen erinnert seit mehreren Jahren eine Tafel an die Ankunft der Transporte. Klaus Brähmig MdB a.D. hatte sich hierfür immer eingebracht und dies gemeinsam verwirklicht. Hier haben viele Ungarndeutsche eine zweite Heimat gefunden und unseren Freistaat tatkräftig mit aufgebaut.

    Besuch Sorbisches Zentrum Schleife

    Der erste Termin des Jahr führte den Beauftragten für Vertriebene und Spätaussiedler zur Verwaltungsgemeinschaft Schleife/Schleifer Kirchspiel, wo sich die Bürgermeister von Schleife, Groß Düben und Trebendorf wie auch auch die Vertreter des Sorbischen Zentrums Schleife mit Dr. Jens Baumann über die Mittel zur Förderung der Zweisprachigkeit in den Kommunen austauschten. Insbesondere soll der Mitteleinsatz auch den Strukturwandel unterstützen und die Bedeutung des Schleifer Dialekts, der Schleifer Tracht - gerade an der Schnittstelle von Ober- und Niederlausitz - hervorheben. Die Region Schleife hat ein hohes Potenzial, sorbisches Brauchtum und Lebensweise erlebbar zu machen und damit ein touristischer Anziehungspunkt zu sein. Schon jetzt gibt es hier im Jahresverlauf viele kulturelle Höhepunkte in den Gemeinden und am Halbendorfer See. Als nächstes sicherlich den sorbischen Ostereiermarkt, doch auch die besonderen Trachten, die sorbische Sagenwelt oder der Blaudruck laden zum Besuch ein.

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